Bevor Franz West ein international anerkannter Künstler wurde – und sein immenses Werk ein Objekt des zunehmenden Interesses für Sammler, Galeristen und Museen weltweit –, arbeitete er jahrelang an der Entwicklung seiner Materialien, Techniken und Bildmotive, in schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen und weitgehend unbeachtet vom Wiener Kunstmilieu der 60er- und 70er-Jahre.
Das vorliegende Buch, das eine bedeutende Sammlung nicht publizierter früher Arbeiten Wests präsentiert, bietet einen ganz neuen Blick auf die Genese seines Werks, auf seine Auseinandersetzung mit Beuys, Freud und Wittgenstein, mit Sprachphilosophie und Trivialkultur. Er beginnt, seine „private“ Handschrift als Bildelement einzusetzen, erprobt Techniken und Materialien (Zeichnung, Collage, Überschreibung, Stein, Gips, Holz), sucht nach Formulierungen seines Abscheus vor dem latenten Alltagsfaschismus und versucht, mit seinen Gesetzes- und Autoritätskonflikten als Künstler zurechtzukommen.
West, der im Zuge seiner später eruptiv beschleunigten Karriere viele Brüche und Verwerfungen provozierte, entfaltete in seinem späteren Werk genau die formalen und motivischen Entscheidungen der frühen Arbeiten und beweist hier eine bis dato verborgene Treue zu sich und seinen Anfängen als Unruhe stiftender Grenzgänger.
Mit Beiträgen von Georg Fritsch, Heidi Harsieber, Julius Hummel, Franz Koglmann, Friedl Kubelka und Rudolf Polanszky