Wer würde im Schwarzwaldstädtchen St. Georgen einen Gravitationspunkt der zeitgenössischen Kunst vermuten? Die Sammlungstätigkeit der aus St. Georgen stammenden Familie Grässlin hat ihn jedoch für eine ganze Reihe von Künstlern dazu werden lassen. Vorgestellt wird zum ersten Mal die Sammlung der zweiten Generation ab Anfang der 80er Jahre — eine Familiensammlung, an der die drei Schwestern und als “primus inter pares” Paul Thomas beteiligt sind.
Seit den frühen achtziger Jahren sammeln die Grässlins programmatisch und konsequent unangepasste Kunst, die den sozialen und politischen Kontext reflektiert — durchweg keineswegs gefällige und zeitweise bei weitem nicht unumstrittene Arbeiten: Werke des »Hamburger Dreigestirns« Werner Büttner, Martin Kippenberger und Albert Oehlen, plastische Arbeiten von Hubert Kiecol oder Meuser. In angemieteten Läden und Schaufenstern in St. Georgen zeigte man der staunenden Bevölkerung etwa Installationen von Georg Herold oder eine »Wohnecke« mit Möbeln und Objekten von Franz West. Die Präsentation der Arbeiten von Künstlern wie Cosima von Bonin, Kai Althoff oder Heimo Zobernig führte den eingeschlagenen Weg fort. Der Band macht deutlich, inwieweit es gelungen ist, innerhalb der Grässlin Collection eine Verbindung zwischen den Positionenn der achtziger Jahre und der Gegenwart zu schaffen; vor allem aber demonstriert er die außergewöhnliche Qualität des Sammlungsbestandes. Die vorgestellten Künstler (Auswahl): Cosima von Bonin, Werner Büttner, Clegg & Guttmann, Mark Dion, Fischli & Weiss, Günther Förg, Isa Genzken, Asta Gröting, Georg Herold, Hubert Kiecol, Martin Kippenberger, Meuser, Albert Oehlen, Tobias Rehberger, Andreas Slominski, Franz West
Ausstellung: Deichtorhallen Hamburg 23.3.–8.7.2001
Text(e) von Zdenek Felix, Veit Loers, Rudolf Schmitz, Nina Möntmann
Zustand: leichte Lagerspuren am Cover