Marginalia widmet sich den wenig beachteten Randelementen, die ein wesentlicher Bestandteil aller gedruckten Bücher sind. Text- und Bildinhalte verschiedener Kunstbücher, die von Anja Lutz in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Künstlern gestaltet wurden, verschwinden, um die unbeschriebenen Flächen der Seiten hervortreten zu lassen: die Ränder, die Zwischenräume, die Hintergründe, die Abstände zwischen den Zeilen …
Jedes Buch ist einzigartig in Hinblick auf Format, Material, Layout, Komposition und Rhythmus. Die ausgewählten Seiten wurden einer Transformation unterzogen, bei der Lutz mit chirurgischer Präzision Lage für Lage seziert und alle lebenswichtigen Organe bis auf das Skelett entnommen hat den eigentlichen Träger des Inhalts. Das Ergebnis sind filigrane Raster, Fragmente von Bildern und Spuren des Layouts, die, miteinander kombiniert, fragile geschichtete Kompositionen und rhythmische Freifelder erzeugen und die tieferliegenden Beziehungen zwischen den Seiten freilegen.
Marginalia untersucht die Anatomie des Buchs als Objekt, seine Materialität und innere Struktur. Es ist ein Versuch, die Sinnlichkeit der Leere und die Ästhetik des Marginalen zu vermitteln. Die ruhigen und doch so eloquenten Flächen scheinen dabei in ihrer Zusammenstellung eine neue Sprache zu entwickeln die einer abstrakten visuellen Poesie des Buchs.