Das fotografische Bild als Möglichkeit, eine künstlerische Vision ebenso präzise und kreativ zu realisieren wie in Malerei oder Zeichnung: Das war das lebenslange Ziel Heinrich Kühns (1866–1944), einer zentralen Gründergestalt der internationalen Kunstfotografie um 1900. Gemeinsam mit Alfred Stieglitz und anderen Freunden machte er das stilisierte Lichtbild zu einem Teil des von den Sezessionisten angestrebten Gesamtkunstwerks. Wichtigstes Instrument dafür war der von Kühn perfektionierte Gummidruck, der durch die freie Wahl von Papier und Pigment eher einer Grafik glich als einer konventionellen Fotografie. Damit ließen sich die Helligkeitskontraste gezielt Kühns Bildvorstellungen anpassen und die als »unkünstlerisch« abgelehnte Bildschärfe nach Belieben auflösen. Gegen 1910 reduzierte Kühn den romantischen Kosmos des Piktorialismus, bis fast abstrakte Kompositionen von zeitloser Ausgewogenheit entstanden.
Ausstellung: Albertina, Wien 11.6.–12.9.2010 | Musée de l’Orangerie, Paris 19.10.2010–23.1.2011 | Museum of Fine Arts, Houston 6.3.–30.5.2011
Texte: von Monika Faber, Astrid Mahler, Andreas Gruber, Francoise Heilbrun, Anne Tucker
Gestaltung von Andreas Platzgummer