Figur I und Figur II sind zwei junge Frauen, die beim Betrachten sofort irritieren. Figur I ist vor neutralem Hintergrund fotografiert und posiert in verschiedenen Haltungen und Kleidungsstücken, die sich einer festen Rollenzuschreibung entziehen. Je nach Aufnahme wirkt die Person mehr weiblich oder männlich — eine Zuordnung funktioniert nicht. Genauso Figur II: Sie steht vor einer Lamellengardine und probiert eine Schlauchmütze auf. Die Zuschreibungen verschwimmen wie bei Figur I, worauf Andrzej Steinbach hinarbeitet.
In seinen beiden Schwarz-Weiß-Porträtserien ist nichts eindeutig und sie fordern zum genauen Hinsehen und Vergleichen auf — ähnlich den Fotoetüden von Marianne Wex. Der Künstler spielt mit dem gestischen Vokabular der Modefotografie, das er immer wieder unterläuft, um die “Restidentitäten” seiner Modelle herauszuschälen.
Figur I, Figur II, Sprengel Museum Hannover, vom 9. Juni bis 25. Oktober 2015.