Louise Bourgeois (1911–2010), Tochter aus gutbürgerlichem französischen Hause, ging 1938 mit ihrem Mann, dem amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater, nach New York, wo sie fortan lebte und arbeitete, drei Söhne großzog und fast 100-jährig starb — weltweit berühmt für ihre Installationen und Skulpturen und hochverehrt als Ikone einer streitbaren, “weiblichen” Kunst. Bis ins hohe Alter führte sie ein offenes Haus, diskutierte mit jungen Künstlern in ihrer Bibliothek, gab Interviews und gewährte auch Hochglanzmagazinen Phototermine. Sie war 84, als der französische Photograph und Art Director Jean-François Jaussaud, Spezialist für stilvolle Interieurs in aller Welt, die in Vogue, Harper’s Bazaar, dem Times Magazine u.v.a. erscheinen, bei ihr vorsprach. Sie stellte eine einzige Bedingung: sollten ihr seine Bilder nicht gefallen, würde sie sie zerstören. Jaussaud bestand den Test, bekam carte blanche und konnte die folgenden elf Jahre immer wieder Photos machen: in ihrem Atelier in Brooklyn — die Künstlerin unter einer ihrer riesigen Bronzespinnen — und in dem Brownstone-Haus in Chelsea, in dem sie seit Jahrzehnten lebte, umgeben von Erinnerungen aus ihrer Kindheit, von Materialsammlungen, Fundstücken aller Art, Zeichnungen, Malutensilien, Büchern, alten Photographien … Werk und Leben von Louise Bourgeois, der grande dame der Gegenwartskunst, gehen hier bruchlos ineinander über.