Was bleibt vom Gefühl der Heimat, wenn man von zu Hause ausgezogen ist, jahrelang im Ausland gelebt hat und nur wenige Dinge von früher den Weg begleitet haben? Tom Licht hat sich nach Stationen in Jena, New York, Zürich und Berlin wieder in seinen Heimatort in Südthüringen begeben und sich, ausgehend von alten Fotografien aus dem Familienalbum, auf die Suche nach den Objekten und Orten seiner Kindheit und ihrem Verbleib in der Gegenwart gemacht.
In seinem einstigen Zuhause begegnet er vertrauten Gegenständen, die Erinnerungen an vergangene Tage wachrufen. Er findet selbst geschriebene Geschichten aus der Jugend, einen Stasi-Bericht des Nachbarn und Dokumente, in denen die Stimmung der Zeit spürbar wird. Er durchstreift die dörfliche Landschaft, die ruhig und gelassen alle Wandlungen hinnimmt.
In einer sachlichen Bestandsaufnahme dokumentiert Licht das Elternhaus mit all seinen Beständigkeiten und Veränderungen — und skizziert dabei treffend das unwägbare Gefühl zwischen Geborgenheit und Entfremdung, Sehnsucht und Abgrenzung, das der Heimatort in der Rückschau auslöst.
Mit dieser Arbeit über Identität und ihre Prozesshaftigkeit schließt Tom Licht an seine für den Deutschen Fotobuchpreis nominierte Publikation “Vater, Sohn und der Krieg” (Kehrer 2015) an.