Unter dem Titel BODYCHECK werden zwei große Künstlerpersönlichkeiten des ausgehenden 20. Jahrhunderts gezeigt, die in der Ära der malerischen Abstraktion und der aufkommenden »politischen Correctness« die künstlerische Arbeit mit dem Körper als groteske Inszenierung des weiblichen und des männlichen Körpers als Theatralik des Leibs und der Gliedmaßen sowie des Kopfs und der Augen verstanden.
Maria Lassnig (1919–2014) hat diesen humorvoll grotesken Diskurs als selbstironisches künstlerisches Ausdrucksmittel und feministische Waffe durch Jahrzehnte hindurch in ihren Bildern immer wieder neu aufgegriffen und dabei sich selbst als Torso, als Tier mit Prothesen und in permanenter organischer Metamorphose präsentiert.
Martin Kippenbergers (1953–1997) Bilder, Skulpturen und Zeichnungen sind durchgängig von einer hintergründigen Groteske getragen, in der Comic und abgründiger Humor die Ausdrucksmittel einer schmerzvollen, ja tragischen Welterfahrung sind, wo gilt: »Keiner hilft keinem«. Das Ich, der eigene Körper, wird in Artefakte und Sprachkonstrukte allegorisch verstrickt oder fragmentiert. Rettung bleibt Utopie.
Lassnig und Kippenberger sind sich nie begegnet, aber die Nähe in der Motivauswahl ist verblüffend. Kippenberger hat mit großer Wahrscheinlichkeit Ausstellungen Lassnigs gesehen (Düsseldorf 1985), und umgekehrt hat sich die österreichische Künstlerin nach seinem frühen Tod ganz offenkundig mit seinem Oeuvre auseinandergesetzt. Die Ausstellung, die nur in Bozen zu sehen ist, sowie das Buch stellen Körperbilder beider Künstler aus zwei Jahrzehnten gegenüber und geben damit Einsichten in das geschlechterspezifische Rollenverständnis in der Kunst Ende des 20. Jahrhunderts.
Ausstellungskatalog Kat. Museion Bozen / Lenbachhaus München