Die Einheit von Kunst und Leben, nach der die Reformbewegungen um 1900 strebten, inspirierte Künstler, auch mit dem Kleid der Frau gestalterisch zu experimentieren. Das Künstlerkleid als Teil der Idee des Gesamtkunstwerks reflektiert das Bild der Frau in seinen Facetten, so als dekoratives Objekt, als Künstlerin oder emanzipierte Unternehmerin. Der Band begeistert durch die Schönheit der gezeigten Kleider und Kunstwerke, die er brisant und unter neuen interdisziplinären Perspektiven in die Umbruchsituation am beginnenden 20. Jahrhundert einordnet — von der deutschen Reformbewegung und der Wiener Werkstätte zur englischen Arts and Crafts Bewegung und der Entstehung der Haute Couture in Paris.
Als Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit verstanden, wurde Mode um 1900 zum Synonym für eine körperliche wie gesellschaftliche Emanzipation der Frau und avancierte zum Gegenstand künstlerischen Interesses. In Kleiderentwürfen bekannter Künstler wie Heinrich Vogeler, Henry van de Velde, Josef Hoffmann oder Sonia Delaunay offenbaren sich zugleich eine neue Ästhetik und Haltung zur Rolle der Frau.